Yogastile: Die bekanntesten Yoga-Arten und ihre Besonderheiten

Kundalini, Hatha, Yin, Bikram – die Vielfalt der Yogastile kann Anfänger leicht überrumpeln, zumal man sich unter den indischen Sanskrit-Begriffen nicht wirklich viel vorstellen kann. Es gibt auch keine feste Anzahl von Yoga-Arten, denn bestehende Stile werden ständig weiterentwickelt und abgewandelt. Da schadet es nicht, sich einmal die bekanntesten Varianten des Yoga und ihre kleinen Eigenheiten genauer anzusehen!

Der Klassiker: Hatha Yoga

Der Klassiker Hatha Yoga verdient besondere Aufmerksamkeit, denn es ist die Variante, die wir vor unserem inneren Auge haben, wenn wir von Yoga sprechen. Herabschauender Hund, Sonnengruß und Co. sind zum Asanas, von denen wohl jeder schon einmal gehört hat.

Typischerweise verbinden wir also mit Hatha Yoga körperliche Übungen, eigentlich sind aber die Asanas nur ein Teil des Hatha-Stils. Ebenso wichtig sind im traditionellen Hatha Yoga nämlich auch Ernährung, Tiefenentspannung und Meditation.

Der Begriff setzt sich aus zwei inhaltlichen Gegensätzen zusammen, nämlich Sonne (ha) und Mond (tha). Mit anderen Worten: Beim Hatha Yoga werden Hitze und Kühle, Kraft und Stille miteinander vereint. Das passiert, indem die Körperübungen mit der Atmung in Einklang gebracht werden.

Diese Yoga-Variante eignet sich wunderbar für Anfänger, denn der Schwierigkeitsgrad der Übungen wird erst mit der Zeit gesteigert und man muss absolut kein Profi sein, um beim Hatha Yoga einsteigen zu können. Manche Dehnübungen zum Beispiel machen wir oft ohnehin schon ganz unbewusst im Alltag.

Yoga zum Entspannen

Regelmäßiges Yoga wirkt sich sehr positiv auf die körperliche Gesundheit aus, aber Yoga wäre nicht Yoga, wenn nicht auch das geistige Wohlbefinden eine Rolle spielen würde. Es gibt einige Yoga-Stile, die besonders entspannend wirken, sodass Stress schon bald keine Chance mehr hat und es viel leichter fällt, einfach mal abzuschalten und bewusst eine kurze Ruhepause zu nehmen.

Yin Yoga

Beim Yin Yoga geht es ganz ruhig zu: Die meisten Übungen werden vor allem im Sitzen und Liegen ausgeführt. Das wird schon durch den Namen ausgedrückt, denn Yin ist das chinesische Zeichen für Weiblichkeit und Ruhe.

Im Gegensatz dazu steht das männliche Yang, das aber bei dieser Yoga-Variante außen vor bleibt.

Yogastile 

Eine Yin Yoga Einheit ist entspannend.

Eine Yin Yoga-Einheit ist entspannend – aber ohne Geduld geht es nicht, denn die Übungen werden meist mehrere Minuten lang gehalten. Das Stillbleiben ist gar nicht so einfach, doch wer es schafft, sich voll darauf einzulassen, verlässt die Yogastunde tiefenentspannt.

Kundalini-Yoga

Diese Yoga-Art beruht auf der Theorie, dass in jedem Menschen amEnde der Wirbelsäule eine Kraftquelle (Kundalini) sitzt. Wie eine Schlange ist diese Kraft dort aufgerollt und soll in der Yoga-Einheit aufgeweckt werden, sodass sie sich entlang der Wirbelsäule nach oben schlängeln und am Scheitelpunkt, dem 7. Chakra, ankommen kann. Der Fokus liegt also auf dem Becken- und Rückenbereich.

Auch beim Kundalini-Yoga werden die Asanas lange gehalten und finden vor allem in sitzender Position statt. Sehr wichtig sind neben den körperlichen Übungen auch Atemtechniken und Mantras, die einen meditativen Zustand hervorrufen.

Yoga Nidra

Noch entspannender, deshalb aber nicht zwingend einfacher, ist diese Variante: Beim Yoga Nidra gibt es nur eine einzige Übung, Nyasa genannt. Hier geht es darum, ganz bestimmte Körperbereiche meditativ zu spüren und in diesem Zustand der bewussten Wahrnehmung voll aufzugehen.

Wer sich voll auf die Praxis konzentriert, erreicht dadurch eine Tiefenentspannung, die oft auch „bewusster Schlaf“ genannt wird. Tatsächlich passiert es aber nicht wenigen Yogis, dass sie wirklich einschlafen, auch das ist Teil der Erfahrung bei dieser Yoga-Art.

Ashtanga Yoga

Während Hatha Yoga sanft an die Praxis hinführt, geht es beim Ashtanga Yoga so richtig zur Sache: Eine Einheit besteht aus einem dynamischen Ablauf von vielen kraftvollen Bewegungen. Dabei wird oft durch Sprünge von einer Asana in die nächste gewechselt, die dann wiederum lange gehalten und dadurch umso intensiver wird.

Natürlich gibt es auch beim Ashtanga Yoga verschiedene Schwierigkeitsgrade, die aufeinander aufbauen. Das Grundprinzip dahinter: Erst wenn eine Abfolge präzise und bewusst durchgeführt werden kann, beginnt das nächste Level.

Power Yoga

Dieser eher junge Yogastil wurde unter anderem von dem Amerikaner Bryan Kest entwickelt und hat Ashtanga Yoga als Grundlage. Das heißt: Auch hier sind die Muskeln gefragt, allerdings ist die Bewegungsfolge hier nicht festgelegt.

Die bekanntesten Yoga-Arten 

Das fordernde Power Yoga hat Ashtanga Yoga als Grundlage.

Statt immer gleichen Sequenzen erlaubt Power Yoga viele unterschiedliche Folgen von Asanas. Im Mittelpunkt steht auch in diesem Fall Vinyasa, also die Einheit von Atmung und Bewegung.

Vinyasa Yoga

Beim Vinyasa Yoga spricht man auch oft vom sogenannten Flow. Das heißt nichts anderes, als dass alle Asanas in einem fließenden, kraftvollen Ablauf verbunden sind. Durch die Ein- und Ausatmung werden die Bewegungen gelenkt und kontrolliert, sodass die einzelnen Posen nahtlos ineinander übergehen. Ein klassisches Beispiel ist der Sonnengruß: Beim Einatmen bewegt man sich nach oben, beim Ausatmen wieder nach unten und immer so fort.

Bikram Yoga

Benannt nach dem Begründer dieses Stils, Bikram Choudhury, ist diese Yoga-Art vor allem eines: heiß! Denn die immer gleiche Abfolge von 26 Asanas wird bei einer Raumtemperatur von rund 40 GradCelsius und hoher Luftfeuchtigkeit durchgeführt. Das bringt einen ordentlich ins Schwitzen und soll entschlackend wirken. Das wichtigste Accessoire für eine Einheit Bikram-Yoga? Ganz klar eine rutschfeste Yogamatte!

Übrigens ist die ebenfalls sehr beliebte Variante Hot Yoga nicht exakt das gleiche, denn hier sind die Bewegungsabfolgen wieder etwas beliebiger. Als Bikram Yoga darf eine Einheit nur bezeichnet werden, wenn sie den exakten Asanas des Erfinders folgt.

Moderne Yoga-Arten

Das Schöne am Yoga ist nicht nur, dass es für jeden eine Variante gibt. Yoga bleibt außerdem nie stehen und entwickelt sich ständig weiter. Dementsprechend gibt es einige Yogastile, die zwar noch nicht althergebracht, aber dennoch nicht weniger interessant sind.

Aerial Yoga

Hier werden Posen aus dem Hatha Yoga mit dem unvergleichlichen Gefühl der Schwerelosigkeit kombiniert, indem ein großes, von der Decke hängendes Tuch als Übungsaccessoire dient. Bei den Asanas kommt es also durchaus vor, dass man wortwörtlich in der Luft hängt.

So leicht es aussehen mag, beim Aerial Yoga muss die Tiefenmuskulatur deutlich aktiviert werden. Ein Training für Muskeln, Balancegefühl und nicht zuletzt Mut: Aerial Yoga ist eine spielerische und dabei nicht weniger anspruchsvolle Yoga-Variante.

Hormonyoga

Bei diesem Yogastil werden typische Elemente des Hatha Yoga so abgewandelt, dass die Hormondrüsen aktiviert werden.

Entwickelt wurde diese Abwandlung von der Brasilianerin Dinah Rodrigues und vor allem Frauen setzen mittlerweile auf dieses Yoga, um Wechseljahresbeschwerden oder Beschwerden während der Menstruation zu mindern.

Die bekanntesten Yoga-Arten 

Beim Hormonyoga lenken die Asanas die Energie in Richtung Hormonproduktion.

Beim Hormonyoga gibt es 14 dynamische Übungen, die allesamt ein bestimmtes Ziel in Form von Hormondrüsen haben: Manche Asanas lenken die Energie Richtung Schilddrüse, andere sollen die Hormonproduktion in den Eierstöcken anregen.

Partneryoga

Eine stille, mit sich selbst verbrachte Yoga-Einheit kann Wunder wirken, aber es kann auch ebenso schön sein, mit einem Partner die Asanas durchzuführen. Partneryoga besteht in der Regel aus Hatha Yoga-Übungen, die gemeinsam ausgeführt werden können. So stützt man sich zum Beispiel gegenseitig oder hilft, die Dehnung noch zu verstärken.

Als weitere Variante daraus hat sich das sogenannte Acro-Yoga entwickelt, also die Verbindung von Yoga und Akrobatik. Dabei liegt meist einer der Partner am Boden, während der andere in der Luft balanciert. Sei es nun beim Acro-Yoga oder einer entspannten Hatha-Einheit zu zweit, Partneryoga stärkt die Verbindung zwischen den beiden Yogi(ni)s und erhöht das Bewusstsein für die Beziehung zu der anderen Person.

Businessyoga

Wer sich schon einmal am Yoga probiert hat, weiß: Ein gewisser Entspannungsfaktor lässt sich nicht abstreiten! Da ist es nicht verwunderlich, dass Yoga heute oft als Ausgleich zum stressigen Berufsalltag eingesetzt wird. Es gibt viele Asanas, die kurz zwischendurch eingelegt werden können und so wenigstens für ein paar Minuten den Tag ein bisschen entschleunigen.

Kurze Sequenzen für Nacken und Schultern können zum Beispiel Wunder wirken, wenn man einen Bürojob hat und viele Stunden mit angespannten Muskeln auf den Bildschirm schaut. Und mit gezielten Dehn- und Meditationsübungen können nicht nur der Hals entspannt und die Gelenke gelockert werden, auch die Konzentration steigt dadurch an.

Fazit: Viele Stile, ein Ergebnis

Schön und gut – aber bringt mir Yoga wirklich etwas? Wenn du dir nun diese Frage stellst, können wir dir sagen: Ja! Nicht jeder Yogastil eignet sich für jeden Yogi bzw. jede Yogini, aber mit etwas Geduld findest du bestimmt eine Variante, in der du voll aufgehen kannst.

Yoga wirkt auf lange Sicht und ist kein Wundermittel, das schon nach einer Einheit alle Probleme löst. Wenn man sich aber auf diese Tatsache einlässt, hat man beim Yoga schon gewonnen. Schließlich geht es nicht darum, Bilder und Videos von erfahrenen Yoga-Profis nachzustellen, die nach jahrelanger Praxis logischerweise ein anderes Level von Dehnbarkeit und Fitness haben. Vielmehr soll Yoga dazu verhelfen, sich selbst und die Umwelt bewusster wahrzunehmenund den Alltag so zu akzeptieren, wie er ist – eine Einstellung, mit der man eigentlich nichts falsch machen kann.

 

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